Laura lebt auf einem Hof in den Schweizer Bergen. Sie hilft den Eltern bei der Arbeit, versorgt die Tiere oder zieht sich in einen Wohnwagen zurück, um Tagebuch zu schreiben. Denn sonst hat sie niemanden, dem sie erzählen kann, wie sie sich fühlt, worüber sie nachdenkt und wovon sie träumt. Als mit Thom ein Stadtkind für eine Woche auf den Hof kommt, hat sie endlich einen Freund, mit dem sie sich austauschen kann über die geheimnisvolle Sage vom Änziloch, die sich die Dorfbewohner seit Generationen erzählen. Doch ergründen muss sie die tiefe Felsschlucht alleine. Mit einem großen Fernglas und stundenlangem Liegen auf der Wiese beobachtet und hört Laura ihre Welt: Schritte überm Waldboden, Strohrascheln, Sommerfliegen, ein Kaninchen, dem das Fell abgezogen wird, der Landfrauenchor in der Wirtschaft: Für Laura ist all das nicht schön oder brutal, sondern der unspektakulär normale Werdegang des Lebens.
Alice Schmid war schon 2013 mit ihrem Dokumentarfilm „Die Kinder vom Napf“ beim Sehpferdchen zu Besuch. Wieder besticht ihre Erzählung mit großartigen Naturaufnahmen und einer kommentarlosen Erzählweise, mit der sie das dörfliche Allgemeinwissen um die Sage gegen die subjektiven Beobachtungen und Gedanken der 12-Jährigen setzt und sich so dem Innenleben des Mädchens annähert.